Talbot 75 Special von 1936 Kupplungs- Instandsetzung

Bei einem Talbot 75 Special von 1936 haben sich die Federn aus der Kupplungs-Druckplatte verabschiedet. Der Ausbau der Kupplung erfordert die komplette Demontage des Antriebsstranges und der Pedalerie, um das Getriebe ausbauen zu können. Ersatzteile wird es nicht geben - jedes Teil muss angefertigt - oder “Besorgt” werden

Vorarbeiten für den Getriebe Ausbau:

  • Auspuff demontieren

  • Anlasser demontieren

  • Ansteuerung Bremsanlage & Bremsgestänge sowie Boden / Pedalerie ausbauen

  • Kardantunnel am Getriebe und an der Hinterachse lösen und ausbauen incl. Kardanwelle

Erst dann kann das Getriebe vom Motor inclusive der Glocke ausgebbaut werden

Der Auspuff ist sehr “Special” alles handgemacht aus Fremdteilen wie Audi Auspuff und guter Isolierung der Rohre.

Der Anlasser muss raus, damit das Schwungrad frei wird. Alles bereits in 12V gebaut - original: 2 hintereinander geschaltete 6V Batterien.

er ist einfach zu demontieren und nur mit einer Konus Schraube gesichert. Sehr Service freundlich.

die gesamte Pedalerie Bremse / Kupplung / Gas ist direkt mit dem Getriebe verbunden und muss weggebaut werden. Dazu gehört auch noch die Handbremse. Das ist sehr aufwendig!

Der Handbrems Mechanismus hängt auch am Getriebe mit den Pedalen

die Ummantelung des Kardans ist fest ins Getriebe eingelassen und muss vor der Demontage mit der Kardanwelle entfernt werden.

Hier die Steuerung der Hinterrad Bremse (rechts) und das Kardan Rohr ohne Leder Abdeckung - die genaue Art der Demontage des Kardans muss noch geklärt werden. Vermutlich reicht die Demontage des Deckels davor um sie zu lösen.

Das Thema “Nur mal die Kupplung wechseln” ist komplexer als erwartet

Insgesamt erweist sich die ganze Thematik als viel schwieriger als zuerst vermutet. Die Analyse der Situation und Review der alten Handbücher ergibt folgendes Vorgehen:

  • Der komplette Boden mit Sitzen und Inneneinbauten vorne muss entfernt werden - das habe ich ja bereits gemacht

  • Die Hinterachse mit Kardan ist über ein großes Kugelgelenk an das Getriebe fest angeflanscht. Der Kardan lässt sich also nur ausbauen und herausziehen, wenn die Hinterachse mit dem Kardanrohr komplett ausgebaut wird. - Daran bin ich erst einmal gescheitert

  • Die Hinterachse geht nur raus, wenn das komplette Bremsgestänge demontiert und der Tank ausgebaut ist. Dafür ist die Federung und die beiden Koppelstangen für die Dämpfer zu demontieren

  • Dann ist das Getriebe zu entleeren, der Flansch zu lösen und die Hinterachse ca. 10 cm nach hinten zu ziehen. Dabei ist die Querstrebe der Bremse der Federung im Wege und das muss entsprechend abgestützt werden

  • nach Lösen des Kardans muss das Getriebe ausgebaut werden - das geht nur mit Kran und Heber, da es sehr schwer ist

  • Wenn das Getriebe raus ist muss die gesamte Lagerung der Pedalerie ausgebaut werden, das ist gleichzeitig Getriebeglocke und beinhaltet den Ausrückmechanismus für die Druckplatte der Kupplung

Der Boden auf beiden Seiten ist ausgebaut, die Leder Manschette gelöst

Die Achse wird auf Rollwagenheber gelagert - der Tank ist im Weg und muss raus

Der Tank wird ausgebaut - böse Überraschung

Der Tank ist ausgebaut - leider mit ungutem Ergebnis

Die Aufhängungen sind für den schweren 80 Kg Tank einfach zu schwach

Der Tank ist an den Aufhängungen gerissen und lässt sich nicht schweißen - Beim Entladen auf dem Hänger ist der Sprit schon herausgelaufen - also kommt zur Kupplung auch noch ungeplant ein neuer Tank dazu….
Ich habe lange nach geeigneten Lieferanten umgeschaut, die genau den Tank nach unseren Vorstellungen aus Aluminium herstellen konnten. Wir haben uns final für die Firma Borges entschieden und den neuen Tank nach folgendem Plan fertigen lassen.

Aluminium Tank für Talbot BD75

Die Hinterachse wird gelöst und ausgebaut

Tank und Hinterachse sind ausgebaut

Alle Achs-Silentbüchsen an der Hinterachse und den Koppelstangen sind verschlissen und müssen auch ausgetauscht werden. Auch hier ist wieder eine Spezialbeschaffung notwendig, da kein Standard Teil. Größtes Problem hierbei wird es sein, die Buchsen aus den Federn auszupressen, da dafür die gesamte Federung aus dem Rahmen gebaut werden muss.

Der Kardantunnel wird gelöst

Der Flansch wurde gelöst und die Achse nach hinten gezogen

Das Getriebe wird an den Kran gehängt und mit Handbremseinheit abgezogen - vorher muss der Handbrems-Arm demontiert werden.

Jetzt kann das Getriebe aus dem Auto nach oben herausgehoben werden

Das Getriebe wird freigelegt

Die Pedaleinheit wurde vom Getriebe gelöst, gereinigt und überholt. Ein neues Ausdrücklager und Haltefedern Federn wurden eingebaut.

Die defekte Kupplung wird ausgebaut

Nach Ausbau der Kupplung ergibt die Schadenanalyse, dass im Wesentlichen die Reibscheibe defekt ist, da die Dämpfungs-Federn ausgebrochen sind. Nach langer Recherche konnte als Hersteller und Typ der Kupplung Borg & Beck HK5111 identifiziert werden. Die ist aktuell nur über England oder uns zu bekommen.

Die neue Kupplung ist geliefert und wird montiert

Das Material ist nach aufwendiger Bestellung und Import aus England per Spedition geliefert worden. Der administrative Aufwand war sehr hoch, da ein einfacher Import ohne EORI Zoll Nummer aus England nach dem Brexit nicht mehr möglich ist. Um die Reibscheibe montieren zu können musste dazu noch ein spezieller Zentrierdorn angefertigt werden

Die Reibscheibe wird zentriert

Die Druckscheibe wird montiert - die Drucklager Aufnahme wird später ergänzt. Neue Muttern mit Loctite gesichert.

Die Kupplungsglocke mit Drucklager und Pedalerie wird montiert

Das neue Drucklager wurde montiert, die Pedalglocke wurde am Motor montiert und danach die Stützstrebe an den Motor geflanscht. Die Kupplung lässt sich jetzt auch ohne Getriebe ausrücken um diese beim Getriebe Einbau besser nachzentrieren zu können. Damit ist das Getriebe auch leichter zu händeln.

Das Getriebe wird zur Montage gereinigt und komplettiert

Das Getriebe ist gereinigt und die Abdichtung überarbeitet

Der Kardan Flansch ist neu abgedichtet und gereinigt. Einige der Bolzen mussten nachgeschnitten und ersetzt und neu eingeklebt werden, da die Gewinde ausgerissen waren

Neue Bolzen sind montiert und die Kardan Aufnahme vorbereitet

Das Getriebe wird wieder montiert

Das fertige Getriebe wird wieder an den Kran zur Montage gehängt und in die Kupplung eingeführt. Hier hat die Zentrierung ein wenig rumgezickt - final ließ sich das Getriebe nach nochmaliger Zentrierung und Ruckeln dann in die Kupplung und das Führungslager einbauen. Die ganzen Arbeiten alleine nur mit Hilfe des Krans auszuführen war schon sehr anstrengend, auch wegen des Gewichtes des Getriebes und wegen der schlechten Zugänglichkeit. Es war eine Kombi aus Rollbrett, Wagenheber und Kran notwendig, um die kleine Zicke an ihren Platz zu bringen. Final musste ich die Druckplatte noch einmal mit einem anderen Dorn vom ALVIS neu zentrieren und etwas höher platzieren, bis es reinflutschte.

Danach konnte der Kardan mit Hinterachse wieder eingebaut werden. Die Achse musste dabei mit viel Kraft wieder auf das Getriebe gezogen werden, um die Konus Abdeckung wieder montieren zu können. Hierfür habe ich 2 Spanngurte und Gummihammer genutzt. Der Konus wurde mit Elring HT Dichtmasse aufgesetzt, um den Getriebe Ölverlust zu minimieren. Der Winkel von Kardanrohr und Getriebe darf nicht zu weit abgeknickt sein, ansonsten geht die Halbrunde Scheibe nicht ins Gehäuse. Auch ein zu langer Stehbolzen, der nach innen hineinragt verhindert eine korrekte Montage.

Jetzt noch die Leder Manschette montiert um den Konus des Kardan Karden vor Schmutz zu schützen.

Das Bremsgestänge wird montiert

Der Zusammenbau geht weiter. Zuerst wird die Bremsanlage mit Bolzen und neuen Splinten montiert. Danach musste die Querstrebe und die Elektrik sowie Bremslichtschalter wieder verbaut werden, Ich habe dann auch gleich die Leitungen für die Bremslichter ordentlich umwickelt und die Kabel mit Steckern zur Verschraubung versehen.

Bremsverteiler gereinigt und gefettet

Bremskraft Verteiler am Getriebe montiert und alle Sicherungen erneuert

Handbremse gereinigt und montiert

Bodenplatten und Tunnel werden eingebaut (04.10.2025)

Im Folgenden müssen die Bodenplatten, die Stützstrebe und alle Abdeckbleche sowie der Tunnel wieder eingepasst werden. Da die Verschraubungen teilweise ausgearbeitet waren, habe ich alle Schrauben mit einem etwas größeren Durchmesser erneuert, um hier eine ordentliche Haltbarkeit zu gewährleisten.

Die Motor Schott Bodenplatte wird montiert

Bodenplatte links montiert

Bodenplatte rechts montiert

Vor der Montage der Tunnel Abdeckung wird diese erst einmal mit dem Alu Hammer gerichtet, um sie ohne “Knitterfalten” auf dem Holzboden verschrauben zu können.

Vor der Montage der Tunnel Abdeckung wird diese erst einmal mit dem Alu Hammer gerichtet, um sie ohne “Knitterfalten” auf dem Holzboden verschrauben zu können.

Alle Schrauben werden erneuert

Alle Schrauben werden erneuert

Die Abdeckbleche wurden ebenfalls mit neuen Schrauben befestigt

Die Tunnel Abdeckung ist soweit montiert - wenn es mein Fahrzeug wäre hätte ich aber in dem Zusammenhang den Teppich der Innenausstattung erneuert, da der alte doch schon recht mitgenommen ist.

Die Koppelstangen der Dämpfung werden überholt 07.10.2025

Die Gummi Elemente der Koppelstangen zwischen Federung und Dämpfern waren ausgearbeitet, so dass eine Dämpfung nur noch eingeschränkt funktionierte. Da es keine passenden Silentbuchsen auf dem Markt gibt, mussten aus einem Gummi Rundstab neue Gummi Buchsen gedreht und eingepasst werden.

Die Buchsen wurden im Anschluss in die Augen der Koppelstangen gepresst und mit Karosseriekleber verklebt.

In dem Zusammenhang habe ich auch gleich die Koppelstangen auf die gleiche Länge gebracht - vorher war die eine 4 cm kürzer als die andere.

In Vorbereitung für den Einbau der Teile für die Hinterachse wurden alle Teile entlackt, gereinigt, neu grundiert und neu lackiert.

Die hinteren Federn werden ausgebaut (09.10.2025)

Jetzt kommt der Part, vor dem ich mich schon länger drücke: Die hinteren Federblöcke müssen ausgebaut werden, um die defekten Silentbuchsen auspressen zu können. Da die Achse schin wieder drinnen ist, steht diese jetzt bei den Federn im Weg, Beim Ausbau ist links- und rechts ein Unterschied: Bei der linken Feder können die 6 Halteschrauben nach entfernen der Sicherungssplinte gelöst werden. Allerdings ist links hinten vorher die Zentrierschraube für das Federpaket zu entfernen, da ansonsten die Halteschraube nicht gelöst werden kann. Für die Zentrierschraube musste ich eine 18mm Nuss dünner schleifen, da diese ansonsten nicht auf die Schraube geht. Rechts sind die unteren Verschraubungen innen mit Sicherungsmutter, da die rechte Seite verstellbar ist, um die Spur einstellen zu können. Dafür braucht Ihr eine 25mm Nuss - die hat natürlich keiner daheim…..

Nach dem Ausbau müssen die Federpakete zerlegt werden, um die Buchsen auspressen zu können. Ich habe dafür eine 20t Hydraulikpresse verwendet und mit 2 vom Durchmesser passenden Nüssen gearbeitet

Die neuen Buchsen werden geliefert 15.10.2025

Heute nachmittag sind die neuen Silentbuchsen gekommen und die ersten Versuche, diese in die Achsteile einzupressen waren sehr vielversprechend und erfolgreich. Die Augen in den Federn waren etwas eng, so dass ich die Buchsen vor dem Einpressen etwas anschleifen musste, damit sie eingebaut werden konnten.

Jedes einzelne Federelement wurde im Benzinbad gereinigt / entfettet und mit Drahtbürste und Flexteller entrostet. Zur Konservierung und zur Schmierung der Federelemente habe ich jedes Federblatt mit zähem - klebrigen Motorrad Kettenfett eingesprüht. Bei der Überarbeitung der Federn zeigt sich, dass 90 Jahre schleifen der Federn aufeinander und Rost doch schon gerade im Übergangsbereich starke Schäden zeigen. Eine Gewährleistung auf die Arbeiten kann daher nicht gegeben werden. Im Rahmen des Umbaus zum “Special” ist auch die zentrale Schmierung der Federelemente ausgebaut worden - das rächt sich natürlich wegen mangelhafter Schmierung. Eigentlich wollte ich Teflon Scheiben als Zwischenlagen einbauen, dann fehlt aber der Korrosionsschutz und die Federblöcke würden zu dick. Daher bin ich wieder auf Fetten der Federn zurückgegangen.

Neue Katastrophe - der linke Dämpfer ist fest (22.10.2025)

Eigentlich waren die Restlichen Arbeiten ja nur noch eine reine Formsache - aber die Realität bei den alten Teilen sieht leider immer anders aus. Ich wollte die vorbereiteten Koppelstangen montieren und hab mir grad Gedanken gemacht, wie ich auch die linke Seite gut fluchtend zwischen Achse und Dämpfer montiert bekomme. Für die rechte Seite gab es unterschiedlich breite Köpfe - links leider nicht. Bei der Montage ließ sich dann der Dämfer-Arm max. nur einen cm nach oben und unten bewegen. Mist. Erst dachte ich, er ist verharzt oder eingerostet, also ausbauen und zerlegen. Wieder eine ungeplante Zusatzarbeit, wie so oft bei der Reparatur von Oldtimern.

Nach Entfernen Der Abdeckplatte sah das Öl gut und rostfrei aus. Auch das Doppelventil für die Dämpfung war OK, Dann zeigte sich aber, das das Verbindungsstück zwischen Kolben und Umlenkstab gebrochen und verklemmt war. Ähnliche Elemente gibt es auch für MGA oder Triumph, leider haben die alle nur einen Grundkörper mit 2 Schraublöchern anstatt 4. Leider ließ sich trotz intensiver Recherche im Internet so einfach kein Ersatz auftreiben, so dass ich ernsthaft über den Umbau auf normale Stoßdämpfer nachdenke.

Die Innenausstattung wird komplettiert (25.10.2025)

Da ich mit Tank und Stoßdämpfern nicht weiterkomme habe ich zumindest das Getriebe wieder mit 3 Litern Öl befüllt und die Abdeckung und Teppiche eingebaut.

Jetzt fehlen noch Ersatzdämpfer und der neue Tank.

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Lancia Fulvia Serie 1 - Vorderwagen Überholung